Ancilla Iuris

Lagen des Rechts
Constellations of Law

Ancilla
Iuris

Die Tötung des Unschuldigen, insbesondere im Krieg

Schuld und Nutzenargumente in der thomistischen Morallehre des 16. Jahrhunderts

Ancilla Iuris 2007
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Abstract

Darf man einen Unschuldigen töten? Mit dieser heute noch aktuellen Frage hatten sich bereits die Theologen und Juristen im Spanien des 16. Jahrhunderts auseinanderzusetzen: Darf der Richter im Prozess aufgrund falscher Zeugen wider besseres Wissen einen Unschuldigen zum Tode verurteilen? Ist eine christliche Stadt zur Tötung oder Auslieferung eines Predigers an einen heidnischen Tyrannen berechtigt, wenn davon ihre Existenz abhängt? Muss sich der Prediger von sich aus für das Gemeinwesen opfern? Der Beitrag zeigt, wie neben das „strafrechtliche“ Schuldmodell, wonach der Unschuldige keinen Nachteil verdient und nicht getötet werden darf, in der Spanischen Spätscholastik ein stärker auf Nutzenargumente, insbesondere das Gemeinwohl, abstellendes Utilitätsmodell tritt, das die Tötung des Unschuldigen aus schuldfremden Gründen erlaubt. Damit geht ein Wandel des Staatsverständnisses einher – weg vom Gottesstaat hin zum irdischen Machtstaat, der das Leben seiner Bürger für das Gemeinwesen opfert.

How to quote this article
Harald Maihold , Die Tötung des Unschuldigen, insbesondere im Krieg – Schuld und Nutzenargumente in der thomistischen Morallehre des 16. Jahrhunderts, in: Ancilla Iuris (anci.ch) 2007, 1-19.

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